An einem heißen Tag im Jahre 2017 stand eine sehr "körperlich" aussehende, stark trainierte Frau in den vierziegern bei uns im Studio am Empfang und frug nach spontanem Probetraining. Ich als Trainerin war sehr irritiert, da auf dem Plan ein Programm für absolut Unsportliche/Anfänger oder Menschen mit Handycap stand. Diese Frau schaute nicht aus, als ob sie noch nie gesportet hat, etwaige Handycaps konnte ich mit bloßem Auge auch nicht erkennen. Ich sprach sie offen darauf an, warum sie ausgerechnet zu diesem Kurs kommt. Sie sagte: "Sie machen doch funktionelles Training, oder?" " Ja", antwortete ich und verstand den Zusammenhang nicht so recht....
Heute verstehe ich den Zusammenhang :-). Seit 1998 unterrichte ich sehr gern "functional training" und bin ein großer Fan dieser Disziplin. Meine ganzen Aus- und Weiterbildungen habe ich in diese Richtung absolviert. Immer fein nach dem Motto der Gründerin/"Erfinderin" der Methodik: kleinster Bewegungsaufwand- maximale Wirkung! Du staunst und verstehst nicht? Für Dich ist "functional training" ein schweißtreibendes Programm mit ganz viiieeel Bewegung? Du meinst dann "functional training" im Marketingsinne, nicht im Ursprung. Die Gründerin der Methode, Frau Susanne Klein-Vogelbach (Schweiz) praktizierte functional kinetik schon in den 1980-ern Jahren. Die Methode diente der Rehabilitation, Leistungsoptimierung. Und in diesem Sinne praktiziere ich diese. Klar mit Planks und Burpees, aber technisch sauber, nicht auf Tempo und "irgendwie", Hauptsache höher, schneller, weiter. Nicht im Wettkampf. Auch bei mir sind es im Grunde WOD's (Workout of the day), immer neue Anreize für die Muskulatur- aber für Dich und nicht für den Nachbarn in der Gruppe. Hier ist auch die allgemeine Begriffserklärung, basierend auf Wikipedia: Functional-Training wird als eine „Trainingsform“, die sich auf Übungen bzw. Bewegungsformen stützt, die alltagsnah sind und komplexe, natürliche Bewegungsabläufe beinhaltet, definiert. Insofern sollen Muskeln nicht isoliert oder an Maschinen trainiert werden, da bei entsprechenden alltagsspezifischen Bewegungen verschiedenen Muskelpartien gleichzeitig zusammenspielen und der Körper dabei selbst Stabilität gewährleisten muss. Inzwischen ist aber die schweizerische Methode in den 2000-er nach Amerika (in die USA) übergeschwappt. Die Firma/Marke REEBOK und einige namhafte Trainer wie z.B. Mark Verstegen haben diese Methode auf Tempo interpretiert/weiterentwickelt und vor allen Dingen als Disziplin CROSSFIT vermarktet, mit passender stylischer Kleidung und Equipment, wie Kettlebells und Tubes und Medizinbällen, versteht sich. Man spricht von "Athleten". Nun kommen aber Kettlebels ursprünglich aus antikem Sparta und Tubes und Medizinbälle eben aus der Physiotherapie... Und die Menschen, die sich im Alltag für die Methode CROSSFIT/functional training begeistern/interessieren, sind keine "Athleten", sondern meist ambitionierte Freizeitsportler, die die Technik nicht immer beherrschen. Dann kommt noch hinzu, dass wir alle nicht gerade oder symmetrisch sind (leider :-)) und das Tempo, die Ziele, haben definitiv einen Wettkampfcharakter. Unter diesen Umständen kann das so hoch gelobte "funktionelle" Training selbst für Gesunde oder Sportler schnell zu Dysfunktionen führen.... so, zum Nachdenken.... Mit echtem funktionellen Training im Sinne der Erfinderin hat CrossFit nicht mehr viel gemein: Wettkampf und Rehabilitation sind zwei Paar Schuhe. CrossFit ist jedoch viel mehr als "alter Wein in den neuen Schläuchen", sondern eine neue Sportart. Eben für "richtige" Sportler. Überzeuge Dich selbst an einem konkreten Beispiel: hier ist der Link zum Trainigsposter von TOGU (führender Hersteller des Equipments für functional Training) https://www.togu.de/PDF/Trainingscharts/TC-Functional-Training.pdf Siehst Du hier Übungen/Abläufe des CrossFit?.... Danke :-)! Es wird langsam Zeit, die Begriffe neu zu definieren, sonst habe ich mehr Powesportler mit falschen Erwartungen hier stehen und die Studios für CrossFit (Boxen genannt) haben mit absolut Untrainierten zu tun, weil diese denken, funktionelle Fitness ist für alle geeignet/gut, ist ja Physiotherapie. Beides nicht wirklich im Sinne des Erfinders, oder? Die Frau von der ich oben erzählt habe, hat dies nicht erkannt, aber mich zu diesem Artikel motiviert :-). Liebe Grüße und danke für's Lesen Dein Sporttherapeut Ines Penner
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AutorMein Name ist Ines Penner. Ich bin unter anderem Sport-und Yogatherapeutin, Ernährungswissenschaftlerin (also schon mit Studium :-))) und schreibe hier über die Geschehnisse im Sport-und Yoga-"Zirkus", gebe Dir aber auch wertvolle Tipps für den Alltag. Kategorien
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